Ist Atomenergie eine Lösung für das Klima? Im Moment wird das wieder diskutiert. Gerade Frankreich bringt im Moment bei EU-Verhandlungen zur Anrechnung von Klimaschutzmaßnahmen Atomkraftwerke wieder ins Spiel. Aber laut den scientists4future ist das keine gute Idee:
Zwar sind die CO2-Emissionen niedrig, es gibt aber eine Reihe anderer Probleme.
Inhalt
1. Atomkraft lässt sich nicht schnell genug ausbauen.
Atomkraftwerke planen und bauen dauert lange. Sie können daher gar nicht schnell genug ans Netz gehen, um die Lücke bei einem schnellen Ausstieg aus fossilen Energien zu schließen.
Bis ein Atomkraftwerk geplant und gebaut ist, vergehen oft 20 Jahre. Die Zeit haben wir nicht.
„Um dramatische Kipp-Punkte im Erdsystem zu vermeiden, müssen wir bis 2030 klimaneutral werden, sagt uns die Physik des Systems Erde. Der notwendige, schnelle Umbau des Energiesystems geht in der erforderlichen Geschwindigkeit nur mit Erneuerbarer Energie.“
– S4F-Mitglied Claudia Kemfert, Co-Autorin
Auch von neuen Technologien wie den Small Modular Reactors darf man sich nicht zu viel versprechen. Sie sind noch lange nicht ausgereift.
2. Atomkraft ist gefährlich
Dass Atomenergie gefährlich ist, ist bekannt. Weniger bekannt ist allerdings, dass auch mit neueren Technologien das Risiko hoch bleibt und von Modellrechnungen oft unterschätzt wird.
„In jeder Dekade seit den 1970er Jahren gab es schwere Unfälle und eine Vielzahl kleinerer Zwischenfälle.“
– Ben Wealer, Leitautor der Studie und S4F-Mitglied
Modellrechnungen unterschätzen die Gefahren oft, weil sie z.B. menschliche Fehler oder seltene Naturereignisse nicht richtig erfassen können.
Auch interessant: Die Risiken sind so hoch, dass man keine Versicherung für Atomkraftwerke abschließen kann. Schäden wie in Fukushima, Tschernobyl oder Three Mile Island zahlt die Allgemeinheit.
3. Atomkraft ist teuer.
Auch Atomenergie als kostengünstige Alternative ist ein Mythos. Tatsächlich haben sich in den letzten Jahren die Preise von Atomenergie und erneuerbaren Energien in entgegengesetzte Richtungen entwickelt: Atom wird teurer, Sonne und Wind immer günstiger, sodass der Preis lange kein Argument mehr sein kann. Atomkraft wird massiv vom Staat unterstützt, um rentabel zu sein.
Atomkraftwerke sind nur wirtschaftlich, weil sie massiv vom Staat unterstützt werden. Und statt billiger zu werden wie die Erneuerbaren, stiegen die Preise seit den 1960er Jahren.
4. Atomkraft blockiert den wichtigen Ausbau einer erneuerbaren Energieversorgung.
Daraus folgt auch, dass alle Zeit und alles Geld, das wir jetzt in Atomkraft stecken, beim Ausbau der Erneuerbaren und der dafür erforderlichen Infrastruktur fehlt.
Alles Geld, das für Atomenergie verbraucht wird, fehlt an anderer Stelle.
Um unser Energiesystem von fossiler auf nachhaltig Stromerzeugung umzurüsten, benötigen die Technologien der Erneuerbaren, der Speicher und der Energieeffizienz hohe Investitionen.
Wir sollten dieses Geld nicht für eine hochgefährliche „Notlösung“ ausgeben, deren Müll wir noch Millionen Jahre mit uns herumtragen.
Also: wir haben jetzt die Chance, Windräder und Solaranlagen zu bauen, statt uns jetzt für die nächsten paar Millionen Jahre auf Berge von Atommüll festzulegen.
Hier gibt es den Artikel der Scientists for Future (aus dem auch die Grafik ist): https://doi.org/10.5281/zenodo.5573719
Und hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte: https://de.scientists4future.org/kernenergie-keine-technologie-zur-loesung-der-klimakrise/