,,Fridays for Future hatte ursprünglich für heute erneut zum globalen Klimastreik aufgerufen”. Leserbriefe | 24.04.2020 | Schwäbisches Tagblatt

Leserbrief Franca: „Unite behind the Science“: Das war von Anfang an das Motto von Fridays for Future und das gilt auch jetzt. Eigentlich hätten heute wieder Tausende am gobalen Streiktag in Tübingen für konsequenten Klimaschutz demonstrieren sollen. Aber die aktuelle Situation verlangt von uns, andere Wege zu finden, unser Anliegen in die Öentlichkeit zu tragen. Deshalb sind heute zwar nicht wir auf der Straße, dafür aber unsere Schilder. Heute Nachmittag werden selbstgemalte Plakate auf dem Holzmarkt ausgelegt, die noch bis heute im Speicher abgegeben werden können. Dabei werden wir darauf achten, alle gesundheitlichen Vorschriften einzuhalten. Denn alle Krisen sollten wie Krisen behandelt werden. Daneben gibt es die Möglichkeit, sich beim #NetzstreikFürsKlima zu beteiligen, indem man unter diesem Hashtag eigene Bilder mit Demoschildern in den sozialen Netzwerken postet. Auch wenn die Nachrichten momentan von Corona bestimmt werden, darf die Klimakrise nicht wieder in den Hintergund geraten. Denn was geschieht, wenn wir zu spät beginnen zu handeln, hat die Coronakrise uns gezeigt.

Leserbrief Timon: Beeindruckend, wie schnell und effektiv sich die Welt an diese Krise anpassen konnte! Wie alle gemeinsam versuchen sie abzuwenden.

Würden wir doch das Gleiche mit der Klimakrise tun …

Leserbrief Maya: Wenn 82 Millionen Menschen in so kurzer Zeit ihren Alltag umkrempeln können. Wenn sie verstehen können, wofür sie das alles tun.

Wenn sie alle gemeinsam für die Älteren, Schwächeren und besonders Gefährdeten unter uns eintreten können, damit möglichst wenig Schaden entsteht. Und wenn sich die Politik um rationale, schnelle und gut erklärte Maßnahmen kümmert. Dann frage ich mich als 20-jährige Studentin, die sich um unseren Planeten, unsere Zukunft und um viele betroffene Menschen sorgt, warum können wir nicht genauso handeln, wenn es um das Klima geht?

Ein Freund von mir meinte vor einigen Wochen, es sei doch normal, dass man jetzt strikter und bereitwilliger handelt, um Menschenleben zu retten, weil die Folgen direkt und leicht ersichtlich sind. Ja, so funktioniert unsere menschliche Psyche … Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass wir erkennen, was wir verlieren, wenn wir zu kurzsichtig denken und nicht sehen, was die Klimakrise auf Dauer kosten wird. An Menschenleben, an Artenvielfalt, an Zusammenhalt und Frieden. Wir demonstrieren weiter und wir brauchen euch alle! Die Erde braucht uns alle! Weil jeder Grad zählt!

Leserbrief Moritz Koch: Auch wenn die Corona-Krise gerade unsere gesamte Aufmerksamkeit beschlagnahmt – im Hintergrund bahnt sich eine weitere, wahrscheinlich noch viel dramatischere Krise an: der Klimawandel. Und der nächste Dürresommer steht schon vor der Tür.

Obwohl jetzt schon klar ist, dass der Klimawandel katastrophale Folgen haben wird, machen wir mit vollem Bewusstsein weiter, als wüssten wir es nicht besser. Dabei können wir vielleicht gerade das aus der aktuellen Corona-Krise lernen: gut vorbereitet und frühzeitig angegangen lassen sich Krisen gut managen. Verpasst man es aber, zeitig zu handeln, findet man sich erstaunlich schnell in Situationen wieder, die nicht mehr kontrollierbar sind und weit schlimmere Folgen erzeugen, als man es sich ursprünglich hätte erahnen können (Beispiel Italien).

Dementsprechend gilt es auch beim Klimawandel: frühzeitig, vorausschauend handeln und auf die Wissenschaft hören (so wie bei der Corona-Krise). Denn auch das ist eine Gemeinsamkeit – die wissenschaftlichen Fakten lassen sich nicht mit (populistischem) Geschwätz aus der Welt reden.

Wir sind weit davon entfernt, unsere Klimaschutzziele zu erreichen (siehe Grafik). Nutzen wir den aktuellen Stillstand, um uns Gedanken darüber zu machen, was uns wirklich wichtig ist und überlegen uns, wie wir jetzt investieren sollten, um eine langfristig stabile Wirtschaft und Gesellschaft zu erzeugen. Eine, die auch zukünftige Krisen übersteht – und sie nicht noch weiter befeuert.

Leserbrief Jannik: Gegen die Klimakrise kennen wir die Medizin. Aktuell suchen sicher hunderte von Virolog*innen und Mediziner*innen nach einem Impfstoff oder einem Medikament gegen das Corona-Virus. Ich und wahrscheinlich fast alle Menschen auf der Erde hoffen, dass sie schnellstmöglich Erfolg haben. Es sind die Folgen und das Unwissen, das die Wissenschaft noch über das Virus hat, das den Menschen Sorgen macht. Das komplette Gegenteil bietet uns zum Glück die Klimawissenschaft und dessen Wissen über die Klimakrise. Die Ursache: Nutzung fossiler Energieträger. Die Folgen: Dürren, Überschwemmungen, Extremwetter, Klimaflüchtlinge und bei Erreichen der Kipppunkte der irreversible Anfang vom Ende der heutigen Zivilisation. Und die Lösung? Erneuerbare Energien. Wusstet ihr, dass allein Deutschland so viel solare Energiemenge erreicht, dass damit mehr als der vollständige Primärenergiebedarf der Erde gestillt werden könnte? Gibt man der Kilowattstunde Solarenergie einen Wert von 1ct, dann beträgt der Wert dieses Energieaufkommens ca. 3,8 Billionen Euro, jährlich! Die Windenergie ist da noch gar nicht miteinberechnet. Und was macht die CDU? Sie zerstört mit ihren taktischen Spielchen den Ausbau der erneuerbaren Energien und damit auch eine riesige Industrie in Deutschland, die doch gerade jetzt erst recht gesichert werden muss. Und die SPD macht einfach mit. Wir können diese Krise lösen, wir haben die Lösung vor unserer Nase. Doch wir greifen nicht zu, sondern ziehen kräftig an der Handbremse.

Leserbrief Addi: Heute, am 24. April, hätte auch in Tübingen wieder ein globaler Klimastreik mit Tausenden von Menschen stattgefunden. Corona-bedingt mussten wir diesen Streik absagen. Nichtsdestotrotz möchten wir an diesem Tag unseren Protest gegen die aktuelle Klimapolitik ins Bewusstsein der Menschen bringen.

Corona ist eine Krise.

Die Politiker/innen hören auf den Rat von Wissenschaftler/innen und handeln dementsprechend. Selbstredend, weil Menschenleben unmittelbar davon abhängen und die Auswirkungen dieser Krise gerade empfindlich spürbar werden. Und weil es das einzig Richtige ist.

In einer anderen Krise vermisst man solch ein entschlossenes Handeln: In der Klimakrise. Ihre Auswirkungen spüren wir nicht unmittelbar in aller Heftigkeit, sondern sind Zeugen eines sich zuspitzenden Prozesses, der vor uns andere trifft. Obwohl wir maßgeblich dafür mitverantwortlich sind.

Die Welt wird nach Corona eine andere sein. Vielen wird klar, dass es dem Planeten jetzt besser geht, weil es uns Menschen schlechter geht.

Das ist kein Grund zur Freude, sondern einer, der uns beunruhigen sollte. Wir haben es die letzten Jahrzehnte verfehlt, unser Dasein mit dem der Erde zusammenzudenken. Der Wiederaufbau nach Corona kann also der Moment sein, in dem wir dieses Wissen einsetzen müssen.

Auch in Tübingen können wir nach Corona große klima- und umweltpolitische Schritte gehen. Tübingen klimaneutral bis 2030 kann weiter unser gemeinsames Ziel bleiben, wenn wir jede Krise wie eine Krise behandeln!

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