Die Stadtbahn ist Klimaschützerin!

Nach vielen Debatten um die Klimafreundlichkeit der Regionalstadtbahn hat die Stadtverwaltung am Montag im Klimaschutzausschuss ihre Rechnung zum CO2-Rucksack der Innenstadtstrecke vorgestellt. Dabei vergleicht sie den durch den Bau entstehenden CO2 Ausstoß mit den durch die Verlagerung von Autoverkehr auf die Stadtbahn eingesparten Emissionen. Zunächst muss man sagen, dass derartige Rechnungen immer mit vielen Annahmen verbunden sind, wodurch sich schwer klare Aussagen treffen lassen. Nach den Rechnungen der Stadtverwaltung hätte sich der CO2-Rucksack der Stadtbahn nach 8 bis 20 Jahren amortisiert. Das bedeutet, dass durch die Bahn nach dieser Zeit so viele Emissionen eingespart wurden, wie der Bau verursacht hat. Die große Zeitspanne entsteht dadurch, dass mit unterschiedlich vielen eingesparten Autokilometern gerechnet wird. In den Rechnungen der Stadtverwaltung wird von 30 Mio. bis zu 70. Mio eingesparten Kilometern pro Jahr ausgegangen. Die Rechnungen der Stadtverwaltung sind jedoch nach ihren eigenen Angaben konservativ. Der CO2-Rucksack ist vermutlich geringer und somit wird er wahrscheinlich sogar noch früher abgetragen sein.

Die Rechnung wurde im Klimaschutzausschuss ausführlich diskutiert. Wir waren natürlich dabei! Warum wird der CO2-Rucksack vermutlich sogar geringer ausfallen?

1. Die Stadt rundet auf: Eigentlich wurden nicht 75.000 Tonnen, sondern 73.480 Tonnen errechnet.

2. Beton ist nicht gleich Beton: In der Rechnungen wird absichtlich mit einer Betonklasse gerechnet, die in der Herstellung einen höheren Energiebedarf hat. Dieser wird sehr wahrscheinlich aber gar nicht eingesetzt.

3. Ebenfalls wird mit einem deutlich energieintensiveren Stahl gerechnet. Der CO2-Wert für eine Tonne Stahl ist vermutlich nur halb so groß! Gleichzeitig rechnet die Stadtverwaltung mit einem doppelt so hohen Stahlanteil als er in Wirklichkeit dann sein wird.

4. Die Strecke könnte kürzer werden! Sie soll um einen Kilometer verkürzt werden. Eventuell sollen sogar ein paar Haltestellen wegfallen. Das spart viel Ressourcen und CO2. Wir können dann also nochmal rund 10.000 Tonnen CO2 abziehen.Auf der einen Seite steht der CO2-Rucksack, auf der anderen die verlagerten Autokilometer auf die Stadtbahn. Dafür werden Zahlen aus der sogenannten standardisierten Bewertung genommen. Bewertungen von Verkehrsprojekte in der Vergangenheit haben gezeigt, dass Bahnen häufig deutlich mehr genutzt werden, als vor dem Bau prognostiziert wurde.

Doch noch nicht genug: In der CO2 Bilanz-Rechnung wird mit einer durchschnittlichen Stadtbahn-Auslastung von 18-19% gerechnet. Laut der standardisierten Bewertung (Veröffentlichung Juli 2021) liegt sie allerdings bei knapp 23%!Außerdem werden zu hohen Energieverbräuche verwendet. In der städtischen Rechnung werden 0,91 MJ/ Personenkilometer in einer Stadtbahn gerechnet. Auch hier sagt die standardisierte Bewertung etwas anderes: Die Stadtbahn benötigt deutlich weniger Energie, nämlich nur 0,25 MJ/ Personenkilometer. Die CO2-Bilanz wird sogar noch ein Mal besser, wenn sich der Bundesstrom-Mix verbessert und die Stadtbahn mit mehr erneuerbaren Energien fährt!Nach dieser Rechnung und Ausschusssitzung steht fest: Niemand kann mehr argumentieren, dass die Stadtbahn kein Klimaschutzprojekt ist. Es kann andere Argumente dagegen geben. Klimaschutz ist definitiv keines davon. Im Gegenteil.Die Diskussion wird aber weiter gehen. Besonders interessant: Bei Infrastrukturprojekten für den Autoverkehr wird selten auf den CO2-Fußabdruck geschaut. So wird für den Bau des geplanten Schindhaubasistunnels bei Tübingen ein CO2-Rucksack von 100.000 bis 200.000 Tonnen prognostiziert. Also deutlich mehr als das, was der Bau der Stadtbahn verursachen würde. Der Unterschied dabei: Diese Tonnen werden niemals wieder eingespart werden. Denn der Bau des Tunnels wird laut Bundesverkehrswegeplan den Autoverkehr sogar verstärken. Dennoch wird das Projekt kaum in Frage gestellt – da es von vielen als notwendig angesehen wird. Ähnliches gilt für den geplanten Ausbau der B27 bei Nehren.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Rechnungen der Stadtverwaltung zeigen, dass die Stadtbahn Klimaschutz bedeutet. Ihren CO2 Rucksack könnte sie schon nach 8 Jahren wieder eingespart haben. Vermutlich sogar noch früher!Doch gibt es eine Alternative zur Stadtbahn? Die Zwischenergebnisse der Alternativenprüfung zur Regionalstadtbahn haben schon darauf hingedeutet, dass eine Seilbahn oder ein Schnellbussystem nicht die gleiche Verlagerung vom Autoverkehr auf den Öffentlichen Verkehr bewirken können. Wie genau der Unterschied aussieht, werden wir bei der Vorstellung der Endergebnisse am Mittwoch um 19:00 Uhr sehen. Hier könnt ihr einfach Online zuschauen: https://www.tuebingen.de/regionalstadtbahnWir als Fridays for Future stehen weiterhin fest hinter der Regionalstadtbahn. Sie ist das größte Klimaschutzprojekt der Region.

Deshalb: Stimmt beim Bürgerentscheid am 26.09. mit JA zur Stadtbahn.

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